Die ganze Mongolei
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In einer traditionellen Gesellschaft gelten viele Verhaltensregeln, welche dem Besucher zuerst unverständlich sind. Einige davon haben einen religiösen Hintergrund, andere sind aus dem praktischen Alltag des Nomadenlebens entstanden, und dann gibt es natürlich auch noch den ganz gewöhnlichen Aberglauben. Die folgende Aufstellung wird es ihnen etwas leicher machen, bei ihrem Besuch in der Mongolei die allergrössten Fettnäpfchen zu umgehen.
In der Stadt werden dem Fremden auch grobe Fehler nicht übelgenommen, und viele Mongolen halten sich auch nicht sklavisch an alle Regeln. Auch Nomaden mit wenig Kontakt zu ausländern werden im allgemeinen sehr tolerant sein, aber mit korrektem Verhalten macht man natürlich einen sehr viel besseren Eindruck. Schon ein unbeholfener Versuch wird auf grosses Wohlwollen stossen.
In der buddhistischen Kultur (und auch in anderen Kulturen Asiens) gilt stets eine ausgeprägte Hierarchie zwischen Kopf und Füssen. Der Kopf ist ein auch symbolisch erhabenes Körperteil, und die Füsse haben eine entsprechend untergeordnete Bedeutung. Schon das Verständnis dieses Grundprinzips alleine kann viele Peinlichkeiten vermeiden helfen.
Ein Hut ist ein sehr persönlicher Gegenstand, und wird nie an andere Personen ausgeliehen. Man sollte darum möglichst keine fremden Hüte anfassen, geschweige denn sich darauf setzen oder darauf treten.
Mann sollte nie die Füsse gegen andere Personen oder bedeutende Gegenstände wie den Herd oder den Altar ausstrecken.
Wer versehentlich jemanden mit den Fuss berührt ergreift zum Ausgleich umgehend auch dessen Hand.
Wie in vielen Kulturen ist auch in der Mongolei die rechte Hand die gute Hand. Sie wird also für höherwertige Tätigkeiten eingesetzt.
Wer einer anderen Person einen Gegenstand überreicht, tut das mit der rechten Hand. Dabei stützt die linke Hand den rechten Ellenbogen zumindest symbolisch. Der Empfänger macht natürlich die gleiche Geste.
Geschenke werden mit beiden Händen überreicht.
Gegenstände werden immer mit der nach oben offenen Hand gehalten. Also muss z.B. eine Tasse auf der Hand stehen, und sollte nicht mit den Fingern am oberen Rand umklammert werden.
Darüber hinaus gibt es kaum festgelegte Gesten mit den Händen. Als wichtigste Ausnahme: Der ausgestreckte kleine Finger ist ein negatives Signal (ähnlich wie im Westen der erhobene Daumen ein positives Signal ist).
Wenn Leckereien gereicht werden, sollte man zumindest ein kleines Stück probieren. Eine ablehnende Antwort ist auch in vielen anderen Situationen unhöflich, weshalb man immer versuchen sollte, seine Wünsche mit einer positiven Aussage zum Ausdruck zu bringen.
Häufig macht beim Empfang von Gästen ein Schälchen mit Schnaps reihum gereicht. Man muss davon nicht trinken, aber man sollte es mindestens symbolisch zum Munde führen.
Wenn Wodka angeboten wird, taucht man zuerst den Ringfinger hinein, und und verspritzt einige Tropfen zum Himmel, "In den Wind" (zur Seite), und zum Boden. Wer nicht trinken will führt diese Ritual trotzdem durch, berührt dann mit dem gleichen Finger seine Stirn, und stellt das Glas zurück auf den Tisch.
Traditionell eingestellte mongolische Männer zelebrieren bei einem Besuch den Austausch der Schnupftabak-Fläschchen (Chöörög, Хөөрөг). Dabei ist es ein kleines Jonglier-Kunststück, nur mit der jeweils rechten Hand die gleichzeitige gegenseitige Übergabe zu bewerkstelligen (und anschliessend natürlich auch wieder die Rückgabe). Tatsächlich geschnupft wird dabei eher selten, meistens wird nur am leicht geöffneten Fläschchen gerochen.
Bei einer Jurte wird nicht an die Tür geklopft. Stattdessen ruft man laut "Nochoi chor!" (Нохой хор!). Wörtlich heisst dies "Haltet die Hunde fest!", in der Praxis erhält es die Bedeutung "Kann ich hereinkommen?".
Beim Eintreten bitte nie auf die Schwelle stehen, sonst passieren schlimme Dinge (je nach Quelle andere). Vermutlicher realer Hintergrund: Wer in der Tür stehen bleibt, nimmt im Sommer den anderen Licht weg, und lässt im Winter die Kälte herein.
Das Feuer ist heilig. Es wird nie gelöscht, sondern darf von alleine ausgehen, wenn es nicht mehr gebraucht wird. Ebenfalls werden grundsätzlich keine Abfälle in's Feuer geworfen (Tierdung ist kein Abfall!).
Auch beim Schlafen in einer Jurte zeigen die Füsse nie in Richtung des Hausaltars (hinten), sondern immer zur Tür.
Die beiden Mittelpfosten haben symbolische Bedeutung. Sie sind die Träger des Hauses, so wie Mann und Frau die Träger der Familie sind. Deshalb geht man nie dazwischen hindurch, sondern immer aussen rum (im Uhrzeigersinn). Schon von einer Berührung der Pfosten sollte abgesehen werden, geschweige denn, sich daran anzulehnen.
Bei jeder Begnegung werden sich die Gespräche immer zuerst um die naheliegenden Themen wie die Reise des Gastes, und um den Zustand der Tiere, der Weiden und des Wetters drehen. Erst nach längerer Zeit wendet man sich persönlicheren Themen zu.
Das Reden über unangenehme Dinge (Krankheit, Tod, Unfälle etc.) gilt für Mongolen als schlechtes Omen, und sollte so gut wie möglich vermieden werden.
Wer in einem Auto fährt (oder in einem Flugzeug fliegt) sollte darum unter keinen Umständen Scherze über mögliche Defekte machen, dafür ist das Thema zu ernst. Wer etwas potentiell gefährliches tut, der hat die Gefahr akzeptiert, und es besteht kein Bedarf für entsprechende Kommentare, auch nicht im Scherz. Ein Sprichwort lautet: "Wenn du vor etwas Angst hast, dann tu es nicht. Und wenn du etwas tust, dann darfst du keine Angst davor haben".
Rot ist eine besondere Farbe. Man sollte darum für gewöhnliche Texte oder Notitzen keinen roten Stift benutzen.
Ein in der Hand gehaltenes Messer wird nie mit der Spitze gegen andere Menschen gerichtet. Und natürlich wird ein Messer auch nur mit dem Griff voraus an jemanden überreicht.
Um eine am Boden liegende Lasso-Stange (Uurga, Уурга) geht man herum, und tritt nicht darüber hinweg.